Innere Kernkompetenzen, die mit dem Hören und Verinnerlichen von Entwicklungsmärchen aufgebaut und gestärkt werden sind beispielsweise Mut, Selbstvertrauen, Vertrauen ins Leben, Selbstbewusstsein, Offenheit, Empathie, Respekt und Würde und das ist sicher nicht alles. Aus diesen Kernkompetenzen heraus entwickelt sich ein gesundes, lebensdienliches WIR-Gefühl.
Das Helfer-Prinzip in Märchen und Natur
Das Märchen transportiert Urbilder, die in Resonanz gehen mit unserer Seele und unserem Bewusstsein für das in Beziehung stehen mit dem Du und der Welt. Insbesondere das Urbild des Helfers ist entscheidend für den gesunden Aufbau einer intrinsischen Motivation, anderen Wesen zu helfen und Hilfe anzunehmen. Denn wenn wir das ganze komplexe Geflecht des Lebens in seiner Vernetzung genau betrachten, können wir erkennen, das alles was lebt auf dem Helfer-Prinzip aufgebaut ist. Alles was wir tun, hat Auswirkungen auf unser Leben und das Leben anderer, einschließlich auf den lebendigen Organismus und Planeten Erde.
Ein simples Beispiel: Pflanzen nähren andere Lebewesen und die Pflanzen selbst wiederum werden auch genährt von Wasser, Licht und Erde. Oder ein Mensch, der Gemüse anpflanzt und das Wachstum hegt und pflegt, ein anderer Mensch, der es erntet und wieder ein anderer der es transportiert oder verkauft – jeder Einzelne hilft mir damit. Denn wenn ich all dies alleine tun müsste, verbliebe keine Zeit, meine eigenen Dienste zu tun, beispielsweise Schuhe zu entwerfen, sie herzustellen, zu transportieren, zu verkaufen etc. Auch all die pflegerischen und erzieherischen, kulturellen und auch künstlerischen Tätigkeiten und Dienste könnten nur unzureichend erfüllt werden.
Was wäre das für ein Leben, wenn auf Kosten von einer sicher wertvollen und natürlichen Individualität ein respektvolles und würdevolles Miteinander auf der Strecke bliebe? Wir würden uns unsere eigene Lebensgrundlage zerstören!
Das lebensdienliche WIR im Märchen
Hier nun erzählen uns Entwicklungs-Märchen, wie Leben und ein lebensdienliches WIR gelingt. Entwicklungsmärchen sind solche, in denen ein junger Mensch sich auf den Weg macht, eine Sehnsucht zu stillen. Auf seinem Weg begegnet er Helfern und Herausforderungen. Wenn er nicht selbst auch zum Helfer wird, kann er die Herausforderungen nicht überwinden und seine Sehnsucht nicht stillen. Es wird nicht zur Vereinigung mit dem kommen, was er sucht und anstrebt.
In Märchen, in denen sich drei Jünglinge oder drei Mädchen auf den Weg machen, gelingt dies erst im dritten Anlauf. An den Helfern und dem Helfen kommen der Märchenheld/die Märchenheldin nicht vorbei. Das ist der Lernprozess des Protagonisten. Die Reise wird zur Heldenreise, gerade weil es am Ende gelingt, an den Herausforderungen zu wachsen. Dieses Wachstum führt in den Märchen immer in ein lebensdienliches Leben. Die Krönung ist das Zeichen der errungenen Weisheit eines mitfühlenden Herzens. Die Hochzeit zeigt an, dass in diesem Entwicklungskreislauf der Höhepunkt und das vorläufige Ziel erreicht ist. Denn wie in der äußeren Natur ist die persönliche Entwicklung im Laufe des eigenen Lebensweges eine Spiralförmige. Ist ein Ziel erreicht, eröffnet sich ein nächster Entwicklungsschritt, der gegangen werden will. Die Liebe ist die Verschmelzung all der Anteile, die es brauchte, um sich selbst zu erkennen und anzunehmen. Denn nur auf Basis der Selbstliebe kann Liebe zum Du und zur Welt gelingen und fruchtbar sein.
Herzensbildung, die uns durchs Leben trägt
Märchen erzählen uns in Urbildern von Urweisheiten, die bis in die heutige moderne, technisch hoch zivilisierte Welt nach wie vor wirkt und das menschliche Leben trägt. Da sie die Dinge und ihren Lauf nicht erklären, sondern in urbildhafter Seelensprache die Essenz hervorheben, können sie auch nur im Lauschen und in einem vorbereiteten Raum einer zauberischen Stille mit dem Herzen erfasst werden. Gerade deshalb sind Märchen für unsere Kinder so wertvoll. Die Herzensbildung kann nicht über den Weg des Verstandes gelingen. Auch noch so gut ausgearbeitete pädagogische Konzepte, die aber immerzu die kognitiven Kompetenzen im Fokus behalten, stehen der Bildung von Empathie und einem tragfähigen Selbstwertgefühl im Wege. Die Verkopfung unserer Kinder lässt sie arm werden – arm an Herzlichkeit und Authentizität. Märchen sind natürlich nicht der einzige Weg, um diese not-wendigen Fähigkeiten zu beleben, doch ganz sicher ein wertvoller, bewährter und freudvoller.
Erwachsene freilich, können durch Märchenbetrachtung oder Biografiearbeit mit Märchen vertieft mit ihrem inneren weisheitvollen Wissen in Berührung kommen und hilfreiche Wegweiser für ihre persönliche Entwicklung ins Bewusstsein heben.
Zur Bedeutung der Märchen für Kinder lesen Sie gerne auch meinen Blogbeitrag
Märchen-und-Natur-Coaching biete ich für Erwachsene an, die sich selbst und ihrer inneren Weisheit näher kommen möchten:
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Fotonachweis linke Spalte: Alice Loo
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