Das Märchen in Dir

Ein Leben wie im Märchen?

Mit dem Märchenheld sich selbst auf die Spur kommen

Die Märchen zeigen auf, dass der junge Mensch durch alle Widrigkeiten des Lebens hindurch sein Ziel erreichen kann. Das Kind durchlebt genauso wie der vorbildhafte Märchenheld das Belastende seiner eigenen Lebenswirklichkeit und entwickelt sich zu dem Menschen, der er in Wahrheit ist. Ein Mensch mit einem großen Potential verschiedenster Gaben, einem wahrhaftigen Gespür seiner inneren Wahrheit und einer Sehnsucht nach einer lebensdienlichen und dem Gemeinwohl zugeneigten Lebensweise. Der Märchenheld ist einer, der Neid, Gier, Dominanz und Überheblichkeit überwindet. Ein Mensch, der sich mutig seinen inneren Gegnern stellt und über sich selbst hinaus wächst – hinein in ein selbstwirksames Leben voller Vertrauen, Mitgefühl und Liebe. Mit einem untrüglichen Gespür für ein wohlwollendes stimmiges Wirken im Leben, nicht nur für sich selbst, sondern auch für seine Mitgeschöpfe, ob Mensch oder Natur. Was steht dem im Wege? Wie realistisch ist dieses aufgeworfene Bild? Was ist es, was ein Leben wirklich märchenhaft macht und – was bedeutet „märchenhaft“ eigentlich?

Die Lebenswirklichkeit eines Kindes ist komplex

Jedes Kind lebt in seinem alltäglichen Kontext, mit seiner individuellen Lebenswirklichkeit innerhalb einer gesellschaftlich vorgegebenen Wirklichkeit. Fast alle Kinder durchlaufen Kindergarten und Schule mit vorgegebenen Konzepten und Lehrplänen. Im Groben sind die Inhalte meist ähnlich. Ausgenommen wenige andere Modelle wie beispielsweise die Waldorf- oder Montessoripädagogik. Dennoch läuft alles darauf hinaus, einen Beruf zu ergreifen, zu arbeiten und sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Auch oftmals Kinderwunsch und Familiengründung oder Partnerschaft sind Teil der allgemein gültigen Lebensausrichtung.

In die allgemeine Lebenswirklichkeit eines jeden Menschen gehört zudem, dass er (ob bekannt oder unbekannt) eine Mutter und einen Vater hat und in einer Wohnung oder einem Haus lebt, in der es tagtäglich heimkehrt. Innerhalb dieser Gegebenheiten erlebt das Kind unterschiedliche Lebensweisen, Beziehungsmuster und Anforderungen zur Anpassung und Individuation. Es erfährt sich zudem in Bezug auf gesellschaftliche Werte. Dem Gegenüber steht sein eigenes Wesen mit persönlichen Gaben, Vorlieben und Wünschen.

Neben dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Geborgenheit sucht es sich zu entfalten und nach dem Sinn seines eigenen Lebens. In ein kulturelles und von Ansichten und Werten getragenes gesellschaftliches Weltbild hinein geboren, braucht es Orientierung und Wegweiser, die es in seinen Vor-Bildern findet. Vorbilder sind all diejenigen Menschen und Bezugspersonen, die ihm im Leben begegnen, zu Seite oder grob gesagt, auch im Wege stehen. Sie alle haben durch ihre Sprech- und Verhaltensweisen einen „vorbildhaften“ Charakter, allerdings nicht im Sinne von vorbildlich, sondern im Sinne von Charakter prägend und Weltsicht bildend.

Die Einfachheit und Geradlinigkeit im Märchen

Das Märchen ist einfacher gestrickt. Zwar gibt es auch ein Zuhause, Bezugspersonen und einen Werdegang mit zu bestehenden Aufgaben mit dem Ziel der Vollendung, doch wird nicht wie in einem Roman von persönlichen Gedanken und Emotionen der vorkommenden Figuren gesprochen. Die Märchenfiguren sind eindimensional dargestellt. Lediglich Grundgefühle wie Angst, Traurigkeit oder Freude werden erwähnt und beschreiben ohne doppelten Boden oder Analyse das, was gerade ist. Dies wiederum lässt das Geschehen beim Zuhören so weit als möglich offen für die ganz persönliche Lebenssituation und psychische Landschaft und den damit einhergehenden Gefühlen des Kindes. Im Wesentlichen zeichnet das Entwicklungs-Märchen die Ur-Geschichte jedes Menschen. Das Kind wie die Haupt-Märchenfigur gehen den Weg der Initiation ins Erwachsenenleben und Individuation. Und wie dies gelingt, wird anhand der Urbilder im Märchen zum Ausdruck gebracht. Im Märchen spielen dabei vor allem auch die Helfer am Wegesrand eine bedeutende Rolle.

Wie das Märchen zum Vorbild und Wegbegleiter wird

Vorbilder sind im Märchen nicht die bösen Hexen und Stiefmütter, denn die bringen sich in ihrer negativen Ausrichtung letztendlich selbst zu Fall. Ein Vorbild im Märchen ist beispielsweise das Urbild „Natur“, in der alles miteinander lebensdienlich und wertfrei vernetzt ist. Weitere Vorbilder sind die Urbilder „inneres Königreich“, in dem Königin und König mit Liebe und Weisheit regieren, und das „Königsschloss“, ein heiles Bild innerer Heimat und Einheit. Um zu diesem hohen Ziel zu gelangen, muss innere Bequemlichkeit und Opferhaltung aufgespürt und erkannt werden. Mit Hilfe vieler Helfer am Wegesrand (die Märchen erzählen in Hülle und Fülle davon), entwickelt sich der junge Mensch mit Vertrauen in sich selbst und das Leben. So können die Herausforderungen selbstwirksam und verantwortungsbewusst angegangen und die Widrigkeiten überwunden werden. Der Mensch kann sich wiederverbinden mit seiner Ursprungsquelle und mit offenem Herzen sein Leben gegenwärtig und wahrhaftig leben, mit allem, was ihm begegnet und herausfordert. So wird das Leben zu einem sinnerfüllten Lern- und Wachstumsprozess und das Märchen mit seinen ganzheitlichen Urbildern zum vorbildhaften Wegbegleiter.

Auch für Erwachsene ist dies ein Leben lang von Bedeutung. Hört das Lernen und Wachsen an Lebenserfahrungen doch nie auf. Die Heldenreise dauert ein ganzes Leben lang. Die Errungenschaften auf dem Lebensweg sind nie absolut und immer wieder eine Vollendung nach der anderen. Ein Weg der Ent-Wicklung des eigenen Potentials, des eigenen Wesens. Es ist vom Bild her wie eine Spirale, die sich nach oben und unten dreht, in immer höhere Erkenntnisse und immer tiefere Schichten der Persönlichkeit hinein. Auch das Bild des Baumes erklärt wie Kronen- und Wurzelwachstum einander bedingen. Eins geht ohne das andere nicht und es vollzieht sich Jahr für Jahr in Schüben. Der Baum wird immer größer und verändert im Laufe der Zeit seine Gestalt, genauso wie ein Baby in die Gestalt eines Kleinkindes und weiter eines Kindes, eines Jugendlichen, eines jungen Erwachsenen und so weiter bis ins Greisenalter hinein seine Gestalt wandelt.

Das Märchen folgt nicht der Logik sondern höheren Gesetzen

Das Märchen mit seiner nichtalltäglichen Zauberwelt folgt seinen eigenen Gesetzen und ist dennoch eindeutig und lässt keinen Platz für Zweifel innerhalb seines Geschehens. Das magische Geschehen zieht den Zuhörer in Bann und wird nicht hinterfragt. Jedes Kind weiß, dass es magisch und nicht zu vergleichen ist mit der realen Welt. So sehr sich die magischen Gegebenheiten außerhalb der allgemein gültigen Logik bewegen, so eindeutig und klar sind die Zuordnungen von Gut und Böse und die Konsequenzen, die aus den Taten des Märchenhelden und seiner „Herausforderer“ hervorgehen. Im Grunde entsprechen moralische Werte dem menschlichen Bedürfnis nach Gerechtigkeit und Ordnung sowie Frieden und Anerkennung innerhalb einer Gemeinschaft. Und hierin erkennt sich das Kind mit seinen inneren Werten und Sehnsüchten wieder.

Den Unterschied macht hier, dass sich die Gerechtigkeit im Märchen übergeordnet manifestiert. Sie folgt höheren Gesetzen und löst sich daher aus der Willkür menschlicher Rache, Gier und Machtbesessenheit. Kinder erleben in ihrer Alltagsrealität oftmals das Ausgeliefertsein in entwürdigende Verhaltensweisen, davon erzählen auch viele Märchen. Doch in einer magischen und verbundenen Welt ist alles möglich. So steigen im Kind auf der Projektionsfläche des Märchengeschehens assoziativ unerwartete Lösungen für ein Problem auf, scheinen sie zunächst auch noch so weit entfernt für eine mögliche reale Umsetzung. Das wiederum eröffnet ein großes Feld der inneren Freiheit und Inklusion, die das Kind innerlich stärkt.

Das Märchen wirkt ganzheitlich auf das Kind ein und ist sein Verbündeter

Das Märchen zeigt auf, dass alles mit allem verbunden ist und nichts hinausfällt aus dem großen verwobenen Netz des Lebens. Alles hat und findet seinen Platz. Selbst das schlimmste Gefühl, der übelste Gedanke, die zerstörerischste Tat. Alles befindet sich im steten Wandel und es ist nie zu spät oder unmöglich, sich zu wandeln. Das Märchen ermöglicht abertausend mal tausend Möglichkeiten, einen inneren Konflikt zu lösen, auf ureigene Art und Weise. Das Kind erfährt sich mit seinem ungelösten Konflikt oder inneren Zwispalt innerhalb des Märchens und durchlebt (vor-) urteilsfrei seine Gefühle und den Weg in die Erlösung. Und diese Erlösung kann beispielsweise einfach bedeuten, dass es die Situation annehmen kann und an ihr wächst und erstarkt.

Lojalitätskonflikte und Spannungsfelder im Kind

Oft findet der (junge) Mensch keine Worte für sein inneres Erleben, seinen Konflikt. Dies kann auch ein Lojalitätskonflikt sein inbezug auf einen Menschen, den er liebt. Vielleicht empfindet er Hass und dieses Gefühl erzeugt ein inneres Spannungsfeld. Er verneint das Gefühl, unterdrückt es, um es nicht fühlen zu müssen (er darf das nicht, das ist böse). Dies aber führt zu seltsamen Verhaltensweisen, die sein Umfeld und auch er selbst weder verstehen noch einordnen kann. Innerhalb des Märchengeschehens erkennt er sich, mehr oder weniger bewusst und doch absolut ergriffen, mit dieser (oder einer anderen Thematik) wieder und durchlebt in einem sicheren Rahmen der Geschichte sein ihn belastendes Gefühl. So verliert es seinen Schrecken und bekommt seine Daseinsberechtigung zurück. Es findet einen Ausdruck in der inneren Bilderwelt des Kindes und bekommt seinen Platz im inneren Gefüge seiner Erlebniswelt. Etwas zuvor Abgespaltenes oder Verdrängtes integriert sich und innerer Frieden und Ruhe stellen sich wieder ein.

Sich verstanden und anerkannt fühlen

Das sind Geschenke, die das Kind beim Lauschen frei erzählter oder vorgelesener Märchen empfängt. Es fühlt sich nicht mehr falsch mit dem, was es empfindet und in sich spürt. Das Gefühl – seine momentane innere Wahrheit – darf da sein, ohne es zu leugnen oder in einem unpassenden Kontext auszuagieren. Erst in der Abspaltung vermeintlich negativer Gefühle wie Wut, Zorn, Hass aber auch Traurigkeit, Neid und Einsamkeit erhält das jeweilige Gefühl seine dekonstruktive Macht. Das ist im Außen nicht anders. Ob Hass oder Selbsthass, die Quelle ist die Gleiche: sich nicht mehr mit sich selbst und dem Leben verbunden zu fühlen. Das wiederum ist Nährboden für Funktionalität, Gehorsam, Angst und Manipulation, sowohl in der eigenen Ausführung als auch in der Erfahrung durch andere. Das innere Erleben der wieder erlangten Integrität ist allerdings kein Ersatz für körperliches Erleben und zum Ausdruck bringen des Gefühlten. Ganz im Sinne von Körper, Geist und Seele braucht es eine allumfassende Annahme.

Im Zauber der Märchen werden die Herzen weit

Frei und einfühlsam erzählte Märchen sind eine Einladung, nach Innen zu Lauschen und sich selbst darin wieder zu finden. Die Inwendung bewirkt angeregte Konzentration auf das Wesentliche und Urmenschliche. Dieses wird beim Zuhören inniglich und bildhaft erlebt und erforscht. Dass das Herz sich weitet, wird sichtbar an den leuchtenden Augen und dem Glanz der Freude auf den Gesichtern der Kinder…und an den Fragen der Schulkinder.

Ich lade Sie als erwachsene Bezugsperson ein, den Kindern solch ein Erleben zu ermöglichen. Es ist nicht nur eine wertvolle Unterstützung der emotional-sozialen Entwicklung sondern auch kulturelle Bildung vom Feinsten.

Kinder brauchen Märchen!

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Von Herzen, Märchen- und Geschichtenerzählerin Sarah Schmidt

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Sarah Schmidt - Märchenerzählerin und Naturcoach