Die Stimme der Natur

Die Bedeutung von Raum und Zeit in Märchen & Natur

„Im Gewebe aus Raum und Zeit, scheinbar die Wirklichkeit. Doch was Dich trägt ist mehr als das, was Du siehst und Deine Träume künden davon. Du bist Wanderer zwischen den Welten…“

So beginnt mein Lied „Wanderer zwischen den Welten“, das ich 2017 geschrieben und vertont habe. Ich singe es hin und wieder im Rahmen meiner Märchenveranstaltungen für Erwachsene.

Neulich war ich im Rahmen meiner Ausbildung in Natur-Therapie bei einer Aufgabenstellung in spürbare Resonanz gegangen mit dem kraftvollen Naturraum, wo das Ausbildungsmodul stattfand. Aufgabe war genau dies: finde etwas in der Natur, mit dem Du in Resonanz gehst, lausche und werde zur Stimme dessen.

Also saß ich auf dieser weitläufigen, von riesigen Tannen, Birken und anderen Bäumen gesäumten hügeligen Wiese, vom Wind gestreichelt und der Sonne gewärmt…

und lauschte…

Was ich vernommen habe, möchte ich hier wiedergeben.
Das ICH ist der Raum, der spricht.

Des weiteren gehe ich auf Raum und Zeit im Märchen ein.

Doch zunächst:

Die Stimme des Natur-Raumes

Ich bin magisch.
Ich bin alles – und nichts.
Ich bin hier, ich bin da, ich bin dort.
Du kannst nicht ohne mich sein.
Du kannst mir nicht entkommen.
Ich hülle Dich ein.

Ich bin unsichtbar und mache sichtbar.
Ich bin im Licht am Tag und im Dunkel in der Nacht.
In mich webt sich Licht ein, in mir knistert Energie.
Ich ziehe mich zusammen und weite mich aus.
Ich bin Leere, bin die Fülle.
Ich bin alles – und nichts.

Ich bin älter als alle Zeiten.
ich bin nicht greifbar.
Ich bin pure Präsenz.
ich bin der Raum der Möglichkeiten.
Ich bin das Nichts, ohne das nichts existiert.
in mir darf alles sein.

Ich bin keine Größe, denn ich bin nicht messbar, weder in Längen noch Breiten, nicht in Diagonalen und Ebenen, nicht in Gewicht noch in die Tiefe.
In mir wird das Gewebe aus Raum und Zeit sichtbar.

Ich bin der magische Raum zwischen den Räumen, die sichtbar geworden sind.
Ich bin schutzlos, ausgeliefert, nackt.
ich bin frei.
Ich bin Offenheit und Offenbarung.

Ich kommuniziere, mache sichtbar, fühlbar, hörbar, riechbar, erfahrbar.
Ich mache sinnlich.
Durch mich erlebst Du den Glanz der Sterne und das grünende Gras auf der Erde.

Durchschreite mich, beflügel mich, durchtauche mich.
Klinge in mir.
Du kommunizierst mit mir.
Ob Du es willst oder nicht.

Ich durchdringe und ich halte.
Du kannst nichts vor mir verbergen.
Ich bin Täuschung und bin Enttäuschung.
Ich bin Illusion und Manifestation.
Ich bin Projektionsfläche und Verwirklichung.

In mir ist es kalt, trocken, heiß, naß, nebelig, laut, leise, lichtvoll, schattenhaft.
Bin voller Bilder und Gedanken.

In mir lebt der kosmische Tanz aller Dinge.
Ich bin Spirit.
Bin das Chaos, bin die Ordnung.
Bin ein Gefäß, bin das Gewebe.

Ich schwinge.
Ich atme ein, ich atme aus.
Ich bin Stille.
Bin die Ruhe vor dem Sturm.
Ich bin Kraft.
Unendliche Kraft.
Ich liebe den Wind, das himmlische Kind, der in Bewegung bringt,
mit seinem Spiel, seinem Tanz.

Ich bin allwissend.
Nichts kann mich von mir trennen.
Ich bin pure Lebendigkeit.
In mir geschieht Leben.

Ich bin magisch. Ich bin Magie.
Ich bin Zauber, bin kosmische Energie.
Und bin noch älter als alle Zeiten.

Ich bin gesäumt und doch nicht ausschließbar.
Ich bin immer da.
Ich bin die Gezeiten.
Ich bin die Präsenz.

Ich habe Frieden erlebt und Krieg.
Schweigen und Singen, Weinen und Lachen.

Ich helfe, sichtbar zu machen.

Ich helfe, Abstand zu gewinnen.
Helfe, sich wieder verbunden und lebendig zu fühlen.

Ich liebe Euch alle.

Alles, was ist, ist in mir.
Alles, was in mir ist,
das Sterben und Werden,
das Wandeln und Sein,
das Entstehen und Vergehen,
all das hilft mir, präsent zu sein.

Mich besuchen kommt,
wer sich einsammeln will,
wer die Einsamkeit sucht,
wer sich eins fühlen mag
und sich die Dinge von oben,
von einer neuen, anderen Perspektive anschauen will.

Meine Botschaft lautet:

Wenn der letzte Baum gefällt ist,
wenn keiner mehr mit den Ahnen spricht,
wenn nichts Sichtbares Dich mehr an Deine Wurzeln erinnert,
O Mensch,
dann erinnere ICH Dich an Deine Herkunft,
an Dein Ich Bin,
an Dein So Sein,
an Deine Präsenz.

Meine Medizin ist die Präsenz der Ewigkeit.

Raum und Zeit im Märchen

In dem chaotischen Raum aller Möglichkeiten kristallisieren sich, nach Ordnung strebend, Bilder heraus, die den Ur-Stoff unserer Gedanken und Vorstellungen bilden. Bilder, geschöpft aus dem Kessel der Ursuppe.

All die Geschichten, die wir in jedem Moment mit unserem Denken, Fühlen und Handeln erschaffen, unsere Lebensgeschichten, sind eingebettet in diesen magischen Raum, sind Teil des großen Feldes, das alles umfasst. Diese Geschichten gehen niemals verloren, doch entwickeln sie sich stets weiter und wandeln sich. Sie sind das Gewebe aus Raum und Zeit.

Hier liegt das Wissen aller gemachten Erfahrungen und die Möglichkeit allen Werdens.

Urbilder sind magisch

Märchen mit ihren Urbildern sind gespeist aus diesem magischen Kessel der chaotischen Ursuppe. In ihnen liegt Magie, ein Zauber, dem kein Lauschender entkommen kann. Die Urbilder im Märchen gehen in Resonanz mit dem Ursprünglichen. In dem Moment, in dem ihre Stimme durch einen Erzähler erklingt, verbinden sich Erzählerin und Lauschender mit dem Gewebe von Raum und Zeit, mit dem Raum, der unsichtbar ist und sichtbar macht. Dieser Raum offenbart das zauberhafte, magische Geschehen, denn Märchen sind an keinen Ort und keine Zeit gebunden: „Es war einmal so, wie es heute noch immer ist, da lebte in einem großen Wald…“ und näheres erzählt das Märchen selten von einem Ort. Der Wald, beispielsweise, ist nicht verortet. Es ist irgendein Wald, irgendwo. Und so kann es genauso gut der Wald hier wie dort, in mir drinnen oder da draußen gemeint sein. Es ist unwesentlich, denn alles ist eins, gehalten und umfasst von der Präsenz der Ewigkeit, vom Raum der Leere und Fülle. Auch sind es ursprünglich allumfassende Geschehen, die unabhängig vom weltlichen Zeitgeschehen seit Anbeginn der Zeit in Mensch und Natur wirken.

Vom Wehen der Ewigkeit getragen durch Raum und Zeit

Im Raum von allem und nichts wirken die natürlichen Prozesse von Werden-Vergehen-Werden, denen alles Lebendige folgt und sich, an das Gesetz des Raumes gebunden, in ewigen Kreisläufen am Leben hält. Der Raum macht sichtbar und erfahrbar. Und das ist pure Magie, natürlicher Zauber. Die Märchen erinnern uns daran. Sie verbinden uns mit der zugrundeliegenden und alles durchdringenden Präsenz des kosmischen Raumes, der uns umhüllt und durchdringt.

Die Kraft und Präsenz der Märchen liegt in ihrer eindimensionalen Schlichtheit. Ihre Einfältigkeit ist durchwirkt von kosmischer Weisheit, dem sich keine Seele entziehen kann, sofern sie, die Herzflügel aufgespannt, durch Raum und Zeit gleitet…vom Wehen der Ewigkeit getragen.

Fotos: Sarah Schmidt


Natur-Coaching und Biografie-Arbeit mit Märchen sind zwei wundervolle Wege, die zu einer tieferen und glücklicheren Beziehung mit der inneren und äußeren Natur führen. Ganz in Deinem eigenen Tempo.

Weitere Informationen zu meiner Arbeit findest Du zudem über https://www.natur-in-uns.de

Fotonachweis linke Spalte: Sarah Schmidt