Das Märchen in Dir

Sind Grimm´ s Klassiker noch zeitgemäß?

„Was wir in unserem Herzen bewegen, dem helfen wir, sich zu manifestieren“

Peace Pilgrim

Ob das, was wir manifestieren auch das ist, was wir uns wünschen, ist eine der essentiellen Fragen, die wir uns immer wieder stellen dürfen.

So gilt es, alles was wir in Bild und Wort von uns geben, zu hinterfragen. Denn unsere inneren Bilder, Gedanken und Worte sind machtvoll – sie machen etwas mit uns und unserem Gegenüber. Sie sind machtvoll und münden oftmals in Machtmissbrauch. Genauso machtvoll ist auch das, was wir uns durch Bücher, Vorträge, Lehrpläne uvm. aneignen (müssen/sollen).

Der Einfluss der Kinder- und Hausmärchen

Dazu gehört auch die in Deutschland und der ganzen Welt bekannte Sammlung „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm. Menschen reagieren unterschiedlich darauf, wenn sie darüber reden oder darauf angesprochen werden. Oft wird es als Kinderkram abgewunken, der mit der Welt der Erwachsenen nichts am Hut hat und mit der Ebene der Vernunft nicht vereinbar ist.

Und es kommen sehr unterschiedliche Gefühle zum Ausdruck: bei manchen weckt es Erinnerungen an eine Kindheit mit vertrauten wohlwollenden Beziehungen oder heimeligen Vorlesemomenten beim Zubettgehen. Die damit verbundenen Gefühle von Geborgenheit, Liebe und Freude sind gespeist von guten Erfahrungen mit den Märchen. Bei anderen ruft es allerdings Gefühle des Schreckens, der Ablehnung, des Spotts oder gar Zynismus hervor. Ob es an dem verlorenen Bezug der heutigen Zeit zu den Grimm´schen Märchen und die heute abgelehnte (aber im Verborgenen nach wie vor oftmals ausgeübten) Erziehungsmethode des durch Angst erzwungenen Gehorsams liegt oder weil das Happy End so kitschig oder unrealistisch erscheint, das wird jeder nur für sich selbst beantworten können.

Die Kultur der Angst

So schön also die Erinnerung der einen, so schauerlich ist das sich Erinnern für andere. Vielen Kindern machten die Geschichten jedenfalls Angst. Sie wurden vielleicht mit dramatischer Stimme vorgetragen oder missbräuchlich mit Absicht als Angst erzeugende Drohungen missbraucht. Vielleicht wurde sogar mitten im Märchen abgebrochen und die Entwicklung zum guten Ende konnte nicht verinnerlicht werden, weil der erwachsene Vorleser seinem Kind die „schrecklichen“ Szenen nicht zumuten und es vor dem „Bösen“ und dem „Unheil“ beschützen wollte.

Als es noch keinen Buchdruck gab und der Großteil der Menschen noch nicht lesen konnte, wurde das Märchen- und Geschichtenerzählen als mündliche Tradition in allen Völkern der Welt ganz selbstverständlich gelebt. Es wurde erzählt und jeder, der zuhören mochte, hat es auf seine Weise mit seiner Botschaft aufgenommen. Da es keine äußeren vorgegeben Bilder sind, sondern im inneren auftauchende Bilder, ist auch das Kind in der Lage, das Gehörte und in sich gesehene zu verkraften und zu verarbeiten.

Der Wandel der Märchen und ihrer Botschaften

Die uralten Märchen entwickelten sich mit den Menschen und ihren epochalen Veränderungen und ganz besonders mit dem Wandel des „Alten“, zyklischen Weltbildes zum „Neuen“ herrschaftlichen Weltbild vor ca. 6.000 Jahren weiter. Ihrem Zeitgeist entsprechend sind auch die gesammelten Märchen der Brüder Grimm von ihnen selbst durch redaktionelle Überarbeitung stark verändert worden.

Haben die Grimm´s Klassiker durch ihre festgeschriebene Form letztendlich versäumt, sich weiterzuentwickeln?

Und sind die neumodischen Verfilmungen der bekannten Märchen eine befriedigende Antwort darauf? Wohl kaum. Ihrem Märchenkern beraubt, sind sie abgeflachte und teils verwirrende Geschichten, die mit der ursprünglichen Weisheit kaum noch etwas zu tun haben.

Bei allen Veränderungen der mündlich und letztlich festgeschriebenen Märchen, die das Ursprüngliche in den Hintergrund verbannt oder sogar die Botschaften verdreht haben, konnte das Märchen dennoch überleben: Weil es „Märchengesetze“ gibt, die auch die Brüder Grimm achteten. Sie hatten wohl auch ein Händchen dafür, das eigentlich Märchenhafte zu bewahren. Ohne diese Kunst wären „ihre“ Märchen auch schon längst ausgestorben. Nur was in sich den Kern der Wahrheit trägt, überlebt alle Zeiten des Wandels, der Verdrehungen und Absurditäten.

Welche Gefühle bewegt das Märchen?

Hinzu kommt, dass die Märchen die Grundgefühle und das, was Menschen in ihrer Psyche bewegt und beschäftigt, stets zum Thema haben. Ob es die Suche nach Glück, der Kampf mt dem Ungeheuerlichen, die Sehnsucht nach Vollständigkeit oder Themen wie Neid, Gier oder Eifersucht sind, das Märchen schliesst nichts aus. Im Gegenteil macht es die Urthemen zum Resonanzfeld menschlicher Belange.

Die Frage stellt sich jedoch, wie mit den menschlichen Grundbedürfnissen und der Palette menschlicher Gefühle umgegangen wird. Und das wiederum hängt in den Urmärchen mit den Naturgesetzen zusammen, in stark veränderten Märchen jedoch mit der epochalen gelebten Wertekultur. Und in der Zeit, in der die Brüder Grimm gelebt haben, waren Erziehungsmethoden und Wertvorstellungen anderer Art als heute. Doch haben sich das Verständnis und die Werte überhaupt wirklich und wahrhaftig gewandelt? Oder steckt im Kern immer noch das erzieherische herrschaftliche Prinzip von Unterwerfung? Vielleicht heute sogar versteckter und auf unehrliche Weise.

Was manifestieren wir selbst mit unseren Glaubenssätzen?

Die Verdrehung ursprünglicher Botschaften in den Märchen verstärkte die Spaltung der Ganzheit in scheinbar getrennte Qualitäten von Gut und Böse. Somit war es keine naturgesetzliche Polarität mehr, wie es in den Urmärchen zum Ausdruck gebracht wird, sondern eine das Herrschaftsprinzip stützende Dualität mit Auf- und Abwertung.

Die Urbilder des Märchens erzählen in ihrer Essenz auch vom ewigen Wandel und der Leben-Tod-Leben-Natur und von den heute oftmals vergessenenen oder verleugneten natürlichen Kreisläufen, die jeder Mensch auch in sich selbst trägt und die ihn erst zum Menschen machen. Und wer den Märchen aufmerksam lauscht, der wird von dieser Lebenswahrheit berührt und wieder erinnert an das lebendige, organische, liebende Herz des Menschen und allem Lebendigen.

Sind nicht auch die Geschichten, die wir uns tagein tagaus von uns selbst und von anderen erzählen machtvolle Schöpfungen und Manifestationen? Sind wir uns dessen bewusst, was wir da erzählen und uns anhören? Wen oder was füttern wir mit diesem Wortgeflecht? Welchen inneren und äußeren Glaubenssätzen folgen wir? Wirkung entfaltet beispielsweise nicht der Wunsch nach Frieden sondern letztlich das Gefühl der Angst vor Krieg.

So frage ich mich bei der Auswahl der mündlich erzählten oder schriftlich festgehaltenen Märchen, welche Gefühlsbilder sie transportieren und was sie bewirken, gerade auch beim freien, lebendigen Erzählen.

Welche Botschaften transportieren die Grimm´ schen Märchen?

Beispielsweise wurden alle erotischen Elemente herausgenommen und dem Märchen eine Moral verpasst, um sie als Kinder- und Hausmärchen für den Erziehungsalltag attraktiv zu machen. Besonders einschneidend war zudem die Verdrehung einer natürlichen Initiation des vom Elternhaus entwachsenden Kindes in ein selbständiges und eigenverantwortliches Erwachsen Sein. Von dieser Initiationsreise erzählen ursprünglich beispielsweise die berühmten Klassiker „Schneewittchen“, „Rotkäppchen“ und Hänsel und Gretel“. Als solche sind sie allerdings nur noch bei genauerem Betrachten erkennbar.

Statt dessen steht wiederum die Spaltung von Gut und Böse im Vordergrund. Der Liebesakt der Mutter, das eigene Kind seiner Entwicklung entsprechend und natürlicherweise auf seine eigenen Füße zu stellen und seinen eigenen Weg gehen zu lassen, wurde zu einer verwerflichen Eigenschaft verdreht und von der „guten“ Mutter abgespalten und seither den „bösen“ Stiefmüttern, Schwiegermüttern und Hexen zugewiesen.

Kindheitserinnerungen auffrischen und Sehnsucht nach dem guten Ende stillen

Viele Märchenliebhaber möchten allerdings dennoch genau diese Märchen hören. Sei es, weil es wohlige Kindheitserinnerungen hervorruft oder sie den Stil der Grimmschen Märchen bevorzugen oder aus anderen Gründen. Ich selbst liebe die durch die Brüder Grimm uns allen bekannte Märchen-Sprache. Dennoch erzähle ich kaum die Klassiker der „Kinder- und Hausmärchen“, weil ich weiß, dass ich mit der Bildsprache nicht nur Märchen-Weisheiten, sondern auch Werte und Anschauungen vermittle, die ich teilweise mit meiner Erzählkunst nicht weitergeben möchte.

Es gibt viele eher unbekannte Märchen aus diesem reichhaltigen weltbekannten Märchenbuch, die ich liebe zu erzählen. Dennoch hört auch bei diesen mein Hinterfragen nicht auf. Mit Erwachsenen tausche ich mich gerne im Anschluss an das Erzählen aus, denn die Inhalte bewegen jeden Zuhörer. Eine besonders eindrückliche Herangehensweise ist die geführte Betrachtung eines Märchens. Hier werden die dem Märchen zugrunde liegenden Botschaften, die jeder Zuhörer ganz individuell für sich deutet, erkannt und inbezug auf das eigene Leben betrachtet.

Gerade auch für Kinder liegt es mir am Herzen, mein Programm ausgewogen zusammen zu stellen: Märchen mit HELDEN und welche mit HELDINNEN. Märchen von BÖSEN und welche mit GUTEN Hexen. Märchen mit KÄMPFEN und welche mit FRIEDLICHen Lösungen.

Und ganz wichtig für Kinder zu erfahren: das Märchen zeigt einen Weg hin zum guten Ende, was auch immer an Schrecken und Gefahren zu bewältigen ist. Denn alles ist Teil ihrer Erfahrungs- und Erlebniswelt und als solche weder auf- noch abwertend als das, was es ist, anzuerkennen: eine wertvolle Erfahrung, die zum inneren Wachstum des Kindes beigetragen hat.

Gerade auch mit Schulkindern ist es daher wertvoll, im Anschluss über die Märchen zu sprechen!

Märchen sind Zeitzeugen und verbinden uns mit unseren Wurzeln

Immerhin sind die Märchen, Mythen und Geschichten nicht nur Zeitzeugen, sondern auch Verbindung zu unseren Vorfahren und zu unseren Wurzeln. Ohne diese gefühlte Verbindung und der Sicherheit von „da komm´ich her“, kann sich der Mensch nicht seinem wahren Wesen gemäß weiterentwickeln. Er irrt herum und passt sich äußeren Werten und Vorstellungen an, wie das Leben und er selbst zu sein hat, ohne dass dies von innen bestätigt oder korrigiert werden kann. Doch für eine friedliche Welt braucht es Menschen, die von innen her stark und aufrecht sind.

Märchen sind ein Weg, uns wieder zu verbinden mit unseren Wurzeln, uns selbst und der Welt.

Es gibt zwei wundervolle Wege, dies über die Märchen zu tun: frei erzählten Märchen lauschen und ihren Zauber hautnah innig spüren und über eine assoziative Betrachtung eines ausgesuchten Märchens.

Erlebe Dich im Zauber frei erzählter Märchen und Mythen

Wenn Du einmal wieder den Worten „Es war einmal“ lauschen möchtest, warmherzig und lebendig mündlich erzählt, dann komm´ doch einmal zu meinen Erzähl-Verantaltungen oder mache eine geführte Märchenbetrachtung mit mir. Erlebe Dich wieder im Zauber frei erzählter Märchen und Mythen und entdecke weisheitsvolle Botschaften für Dich und Dein Leben.

Möglich ist es auch, mich für private Veranstaltungen oder für eine Institution zu buchen.

Märchenbetrachtung

Veranstaltungskalender

Alle Märchen der Brüder Grimm zum Nachlesen

Bildnachweis: linke Seite Udo Steinert, von oben nach unten: Sarah Schmidt, Raimund Dornbusch, Corinna Weidenhammer, Corinna Weidenhammer, Udo Steinert, Corinna Weidenhammer, Udo Steinert, Udo Steinert, Udo Steinert

Kontakt

Bei Fragen und Interesse an einem Märchencoaching oder zur Buchung einer Märchenveranstaltung rufe mich gerne einfach an:

Telefon 06223 – 7299225

Oder schreibe eine Email:

Sarah Schmidt - Märchenerzählerin und Naturcoach

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert